Messe Friedrichshafen
Presseservice

Neue Messe 1
88046 Friedrichshafen
Telefon +49 7541 708-307
Telefax +49 7541 708-331

Presseberichte

Fakten, Neuheiten, Trends

Fakten, Neuheiten und Trends im Motorradmarkt: ein Rückblick auf das Jahr 2018 und was uns 2019 erwartet

24.01.2019  | Branchenzahlen

Saisonjahr 2018: Kleine Motorräder und Roller rücken zunehmend als Mobilitätsalternative in das Bewusstsein der Kunden. Dazu brummt die Wirtschaft und sicherlich wird auch der Wunsch nach kleinen Auszeiten, die das Motorradfahren so intensiv vermitteln kann, immer stärker. Alles zusammen führte im Jahr 2018 bei den motorisierten Zweirädern zu äußerst positiven Zulassungszahlen in allen Segmenten.


Insgesamt wurden 155.184 Motorräder und Roller im vergangenen Jahr neu zugelassen – und damit 11 % mehr als im Vorjahr. Allein die Motorräder über 125 cm³ verbuchen davon 108.296 Neuzulassungen (+ 7,4 %). Mit einem Plus von 26% verbuchen die sogenannten Kraftroller, also Motoroller mit mehr als 125ccm Hubraum, den höchsten prozentualen Zuwachs. 13.883 Fahrzeuge dieser Kategorie wurden 2018 neu zugelassen.

Auch die Leichtkrafträder und -roller, die mit dem A1-Führerschein ab 16 Jahren gefahren werden können, erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit mit einem Plus von +17 % bzw.  +19 %.

Eine erfreuliche Entwicklung – zeigt sich doch, dass das Thema nicht nur bei den Jugendlichen im Allgemeinen voll im Trend liegt, sondern gerade auch junge Frauen sich zunehmend selbst in den Sattel schwingen. Während sich bei den Krafträdern der Anteil weiblicher Halter weiterhin stabil bei ca. 10 % hält, entfallen fast 19 % der Zulassungen im Bereich der kleineren Motorräder und Roller auf Frauen.

Bei den „großen“ Motorrädern hat der Marktführer in Deutschland, BMW, etwas an Verkäufen eingebüßt. Allerdings sind hier die Bayern mit 21% Marktanteil den Mitbewerbern immer noch weit voraus. Die japanischen Hersteller Kawasaki und Honda, die auf den Plätzen zwei und drei folgen, sowie der weiterhin sehr erfolgreiche österreichische Hersteller KTM auf Platz vier oder Yamaha, ebenfalls aus Japan an fünfter Stelle sowie die amerikanische Marke Harley-Davidson auf Platz sechs, erreichen jeweils etwa 11% Marktanteil.

Erstaunlich ist dabei, dass angesichts des bunten, vielfältigen Angebots, das gerade auch hier auf der Messe zu bestaunen ist, sich nur neun Hersteller (also mit Suzuki, Ducati, Triumph) rund 93% der gesamten Motorrad-Verkäufe geteilt haben. Was auch daran liegt, dass die italienischen Motorradmarken, derzeit wenig Volumenmodelle zu bieten haben.

Betrachtet man allerdings den Gesamtmarkt der motorisierten Zweiräder, kommt bei den Top Ten natürlich der italienische Hersteller Piaggio dazu, der mit der Marke Vespa bei den Motorrollern absoluter Marktführer ist.

Dabei war die BMW R 1200 GS in der Käufergunst wieder mal das beliebteste Modell, das mit 7300 Neuzulassungen mit großem Abstand auf Position eins stand. Weiterhin sehr erfolgreich waren preiswerte Mittelklasse Motorräder wie die Yamaha MT-07 oder die Kawasaki Z650 oder  Z900. Ebenfalls unter den Top Ten liegen die Honda Africa Twin, eine sehr beliebte Reise-Enduro. Auch die KTM-„Duke“- Modelle mit 390, 790 oder 1290 ccm Hubraum liegen allesamt unter den ersten zehn Modellen in der Verkaufsstatistik.

Betrachtet man die Marktsegmente, also die Motorradtypen, dann zeigt sich, dass die sogenannten Chopper mit plus 17% wieder stark aufgeholt haben, was natürlich das angestammte Terrain von Harley-Davidson ist. Entspanntes Cruisen ist also wieder voll im Trend, beispielsweise mit der Harley Street Bob oder der Indian FTR.

Erstaunlich ist auch, dass die Supersportler, die in den vergangenen Jahren stark an Interesse verloren hatten, wieder fast 20% bei den Verkäufen zulegen konnten. Die insgesamt relativ geringe Stückzahl dieser technisch extrem aufwendigen und fahrerisch anspruchsvollen Motorräder teilten sich im Prinzip die Hersteller BMW mit der S1000RR, Ducati mit der Panigale V4 und Honda mit der neuen CBR 1000 Fireblade.

Auch wenn die Verkaufszahlen für Motorräder bis 125ccm Hubraum um gut 17% zugelegt haben, bleibt Deutschland weiterhin ein Markt für die ausgesprochen, „großen“, also die Hubraum- und leistungsstarken Motorräder. Es gibt mit Ausnahme der KTM 390 Duke, kein Modell unter 600 ccm Hubraum, das nennenswerte Verkaufszahlen erreicht.

Interessant an dieser Stelle: die Motorradwelt Bodensee liegt als Motorradmesse praktisch bei den Fans vor der Haustüre. Von allen Neuzulassungen entfielen auch im vergangenen Jahr wieder rund 40 Prozent auf das Einzugsgebiet der Messe, die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg.

 

 

Ausblicke auf die Saison 2019:

 

Die beiden großen Herbstmessen 2018 in Köln und Mailand brachten schon einen ersten Ausblick auf die Neuigkeiten, die 2019 in den Handel kommen werden.

Positiv ist uns aufgefallen, dass immer neue Anbieter, mit teils sehr interessanten Modellen, auf den deutschen Motorradmarkt kommen.

Tatsächlich hat der indische Motorradproduzent Mahindra, der bisher nur Roller unter dem Namen  Peugeot verkauft hat, für 2019 ein neues Motorrad angekündigt. Wobei nur der Name noch eine Gemeinsamkeit mit dem französischen Automobilhersteller ist, die Motorradproduktion hatte Peugeot schon lange aufgegliedert.

Dazu drängt der ebenfalls indische Hersteller Royal Enfield weiter mit Macht in den Markt und hat mit der Continental GT ein weiteres Modell, eine hübsche, klassisch designte 650er am Start.

Interessant aber auch zu sehen, dass sich zunehmend asiatische, in diesem Fall chinesische Hersteller mit attraktiven Modellen zeigen. Wie die neue Marke Brixton mit der BX 500 oder Mash mit der Dirt Track 650.

Was die Neuvorstellungen betrifft kann man dennoch sagen, mehr Evolution als Sensation. Präsentiert wurde eine erstaunliche Vielzahl an neuen Modellen, praktisch von allen Herstellern. Allerdings meist im Design oder mit überschaubaren technischen Weiterentwicklungen versehene Varianten bestehender Modelle, oder eben Modellvarianten mit bekannten Motor und auf Basis eines bewährten Modells.

Revolutionäre Neuentwicklungen vom Motor bis zum Fahrwerk hat man etwas vermisst. Was sicher auch an dem bereits sehr bunten Modellangebot liegt, das es schwer macht, für echte Sensationen zu sorgen.

Für Aufsehen bei der Kundschaft und auch bei den Verkaufszahlen wird dieses Jahr vermutlich die Honda CBR 650 R sorgen. Ein bildhübsch gemachtes Vierzylinder-Motorrad, das perfekt in die beliebte Mittelklasse passt, immerhin fast 100 PS stark.

Ebenso beliebt sind die neuen Triumph Modelle Street Scrambler und Street Twin 1200, sowie bei den Off-Road Motorrädern die KTM 790 Adventure. Dass BMW mit der neuen Boxer Generation weiterhin beim Publikum punkten wird, kann man getrost erwarten.

 

 

Ein Ausblick auf die Technik Trends des Jahres:

 

Wer jetzt Elektro-Motorräder erwartet hat, der wird wieder mal enttäuscht. Da tut sich wenig erwähnenswertes. Allerdings hat ausgerechnet Harley-Davidson angekündigt, den bereits seit Jahren kursierenden Prototyp tatsächlich dieses Jahr auf den Markt zu bringen. Die „Live Wire“ will ich Ihnen natürlich nicht vorenthalten.

Ansonsten setzt sich eher die Elektronik im Detail weiter fort. „Full Connectivity“ ist das Schlagwort, also die Integration von Fahrzeugdaten, Navi und Handy mit Verbindung zu den Helmen der Passagiere.

Dazu gibt es farbige TFT-Displays im Cockpit, Fahr-Modi-Programme mit entsprechender Schlupf- und ABS-Regelung, Kurven-ABS oder aktive Fahrwerke. Entwicklungen, die meist aus der Automobiltechnik ins Motorrad kommen. So wie BMW es beim neuen Boxer-Motor mit Bravour wieder gezeigt hat, der ganz aktuell mit variabler Ventilsteuerung ausgestattet wurde. Für den bekannten und bewährten Boxer-Motor doch eine kleine Sensation, die in der Praxis absolut überzeugt.

Dennoch liegt Retro-Design voll im Trend, ebenfalls alte bekannte Motorradmarken wieder aufleben zu lassen. Einige „neue“ alte Marken sind in den letzten Jahren wieder auf den Markt gekommen. Um als Beispiel nur mal Horex, Indian, Kreidler oder Fantic zu nennen. Welche Form das annehmen kann, will ich Ihnen zum Schluss noch zeigen.

Die britische Marke Brough Superior war in den 1920er und 30er Jahren legendär für extrem teure und schnelle Motorräder.

Vor wenigen Jahren wiederbelebt hat Brough Superior zum 100 jährigen Firmenjubiläum in diesem Jahr ein neues Modell präsentiert.

Ganz nach Art des Hauses. Heute vielleicht nicht extrem schnell, aber auf jeden Fall extrem ausgefallen und extrem teuer. Preis: 100.000 Euro.

Andreas Illg, Januar 2019

Motorrad Magazin MO

 



Hinweis an die Redaktionen: Zeichen (mit Leerzeichen): 8392


Kompletter Artikel zum Download